Fabio Martino mit den Münchner Symphonikern im Herkulessaal
… Der Pianist Fabio Martino betritt mit leuchtend roter Fliege und ebensolchem Kummerbund das Podium und setzt auch in seiner Interpretation gute Akzente. Dabei macht er gestisch keineswegs viel Aufhebens. Einige mitfühlende Gesichtsausdrücke und knappe rhythmische Kopfbewegungen, die mit seiner Lockenmähne dennoch wirkmächtig sind, genügen als visuelle Ausdrucksergänzung.
Martinos Beethoven-Spiel lebt davon, dass Transparenz und Dichte in seiner Tongebung sehr gut austariert sind und er auf eine Weise zu phrasieren versteht, die Umrisse präzise hervortreten lässt, ohne dass er es mit der Prägnanz übertreibt. Das hat schon im ersten Satz viel Frische, und von diesen Qualitäten lebt auch der dritte Satz, dessen hintersinnige Rhythmik Martino meistens vorzüglich gelingt. Im Adagio überzeugt sein schöner Diskant, und auch sein Legato lässt keine Wünsche offen. Diese interpretatorische Akkuratesse wird von Edusei und den Symphonikern gelassen grundiert.
Andreas Pernpeintner, Süddeutschezeitung 23.10.2020