Beim 2. Philharmonischen Konzert im Teo Otto Theater glänzten die Bergischen Symphoniker mit Ravels Klavierkonzert.
Von Daniel Diekhans
Remscheid. Wenn Fabio Martino Klavier spielt, agiert er nicht allein mit den Händen, sondern mit dem ganzen Körper. Auf dem Konzertpodium gehen wahre Energieströme durch ihn hindurch. Da wundert es nicht, dass der junge brasilianische Pianist über 20 Mal bei internationalen Wettbewerben die Nr. 1 war. Beim Gastspiel in Remscheid raubte er dem Publikum mit Ravels Klavierkonzert G-Dur den Atem – einem Wunder-Werk vom Ende der zwanziger Jahre, dem die Begeisterung für den Jazz eingeschrieben ist.
Ähnlich wie Martino dirigierte Kevin John Edusei die Bergischen Symphoniker auf einem hohen Energielevel. Edusei, Jahrgang 1976, hat in München und Bern Erfolge gefeiert und ist europaweit ein gefragter Gast-Dirigent. Das Klavierkonzert ließ er mit hell funkelnden Tönen beginnen.
Martino hielt sich zurück, bis sich das Orchester zu voller Pracht entfaltete. Dann trumpfte er auf mit pulsierenden Oktavenläufen – ein Vorgeschmack auf die Kadenz, bei der der Solist die virtuosen Figuren zum Teil nur mit der rechten Hand ausführte. Applaus brandete auf. Danach war Martinos Klangsensibilität gefragt. Den 2. Satz leitete er mit fließenden Akkorden ein. Streicher und Bläser sorgten mit dissonanten Harmonien für Spannung. Martino antwortete mit klug dosierten Trillern. Im Finale kehrte die Intensität zurück – und die Blues-Figuren, die an George Gershwins früher uraufgeführte „Rhapsody in Blue“ erinnern. Die Orchester-Einwürfe befeuerten den Pianisten, der das Thema durch alle Tonartwechsel souverän gestaltete. Der Jubel der 250 Zuhörer, die sich von ihren Plätzen erhoben, war ihm sicher.
Ebenso groß war die Zustimmung im Saal, als Martino sein vorläufiges Corona-Fazit zog: „Ich denke, wir brauchen alle Kultur – und Kultur braucht uns unbedingt.“…